Es begab sich zu der Zeit

Covid 19

Es begab sich zu der Zeit

Corona war im Lande.

Die Menschen mit Behinderung blieben zu Hause und durften nicht arbeiten. Einfach so. Von jetzt auf gleich.

Wer hat das erklärt? Wer hat das aufgefangen? Wer hat Lösungen gesucht? Wer hat Lösungen gefunden? Wer hat sich um die Alltagsstruktur gekümmert? Die vielen, vielen Eltern oder sonstigen Angehörigen, die Betreuer und Betreuerinnen in Wohnheimen.

Die Welt kehrt nun langsam zurück.

Es gibt Gruppenleiter, die informieren ihre Mitarbeiter. Andere nicht.
Es gibt Gruppenleiter, die arbeiten nun in anderen Bereichen. Andere nicht.
Es gibt Gruppenleiter, die haben viel Einfühlungsvermögen. Andere nicht.

Es gibt Mitarbeiter, die dürfen schon wieder in der Werkstatt arbeiten. Andere nicht.
Es gibt Mitarbeiter, die arbeiten trotz Notbetreuung im normalen Arbeitsbereich. Andere nicht.
Es gibt Mitarbeiter, die gehen regelmäßig zur Arbeit trotz Einteilung in Hochrisikogruppe. Andere nicht. Hier liegt wohl kein ärztliches Attest vor.
Es gibt Mitarbeiter, die wollen unbedingt arbeiten, sind fit und sehnen sich danach. Andere nicht. Einige dürfen das. Sie wohnen wohl zu Hause. Andere nicht.
Es gibt Mitarbeiter, die hauen sich die Köpfe ein, weil sie nach Ordnung und Struktur in ihrem Leben suchen. Andere nicht. Es gibt Mitarbeiter, die haben gesagt bekommen, sie dürften wieder arbeiten und wollen nicht. Sie wollen zu Hause bleiben, weil es da so viele Aufgaben gibt, weil die Anforderungen abwechslungsreich sind, weil individuell nach ihnen geschaut wird. Andere nicht.

Es gibt Gruppenleiter, die mussten die Arbeiten der Mitarbeiter während der Corona Pandemie übernehmen und stellten fest, es ist eine eintönige Arbeit. Andere nicht.

Es gibt Orte in Deutschland, da muss eine ärztliche Verordnung vorgelegt werden, um wieder arbeiten zu gehen. Nicht überall.

Es gibt Mitarbeiter, die wissen, sie dürfen bald wieder arbeiten, sie sind in der nächsten Lockerungsstufe dran. Andere hören nichts.
Es gibt Mitarbeiter, die hören gar nichts von ihrem Arbeitsplatz.
Es gibt Mitarbeiter, die bekommen gesagt, sie müssen noch ganz lange warten, bis sie wieder kommen dürfen. Das ist hart. Es gibt Mitarbeiter, die werden aggressiv, die verzagen, die werden verhaltensauffällig. Andere bleiben wie immer.
Es gibt Mitarbeiter, die können ihre Gefühle ausdrücken und das gut in Worte fassen, was mit ihnen geschieht. Andere nicht.

Es ist ein echtes Chaos. Es ist so unglaublich undurchsichtig. Es ist schon schwierig genug für Menschen ohne geistige Einschränkung, wie muss es da erst mit einer Einschränkung sein!

Es gibt nun Menschen, die sich an die Werkstatt mit einem Hilferuf wenden.
Ich will so gerne wieder arbeiten. Ich freue mich, dass ich endlich wieder kommen darf. Aber alles ist anders. Ich bin traurig und irritiert. Ich darf nicht so arbeiten, wie ich will. Ich darf nicht mit dem Material arbeiten, wie sonst. Ich darf nicht ins Haupthaus gehen. Ich kann mir keine Cola und keinen Kakao holen. Ich darf nicht einmal die Woche im Büro arbeiten. Alles ist so anders. Ich arbeite so gerne, aber alles soll bitte so sein wie immer. So kann ich nicht arbeiten. Dann soll es tatsächlich Menschen geben, die in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten, die erklären, dass eine Kündigung die Lösung sein kann.

Hilfe! Natürlich sind alle Gegebenheiten anders, aber befinden wir uns nicht gerade im Lockerungszustand? Alles wird nach und nach geöffnet. Mit ein bisschen Verständnis hätte man dem jungen Mann antworten können, dass er schon ganz bald seinen Kakao wieder im Haupthaus holen kann. Schade, dass das wohl an einigen Stellen während der Corona Zeit abhanden gekommen ist!

Dieser Beitrag wurde erstellt von: dada

Zurück