Archiv

Nachrichtenarchiv 2020

Die Volljährigkeit naht bei uns und somit beschäftige ich mich mit einem neuen Thema; Wohnen. Mit 18 muss der Mubi eigentlich aus seiner jetzigen Einrichtung ausziehen und woanders einziehen.  Nur wohin? Das Gedankenkarussell zum Thema Wohnen rumort seit einigen Monaten in meinen Kopf.

Zwischen einem "Mama, ich will schmusen. Ich vermisse dich jetzt schon. Ich will hier nicht weg. Ich will bei dir schlafen" und einem "juchhu, ohne Eltern, geh weg, lass mich in Ruhe, endlich habe ich meine Ruhe, du blöde Kuh, ich freu mich, dass ich bald weg bin" war das ganze Spektrum dabei. Weinen und Lachen, Aufgelöstheit und Aufregung, Anspannung, Unsicherheit und Vorfreude.

Mehr als drei Monate Corona-Pandemie-Ausnahmezustand liegen nun hinter uns. Corona ist wie ein Brennglas. Es bringt die Schwierigkeiten noch deutlicher hervor, die sowieso schon irgendwo schlummern.

Corona kann aber auch als ein Gewinn gesehen werden.

Corona war im Lande.

Die Menschen mit Behinderung blieben zu Hause und durften nicht arbeiten. Einfach so. Von jetzt auf gleich.

Wer hat das erklärt? Wer hat das aufgefangen?

Wir treffen uns unter der Remise, draußen und überdacht im strömenden Regen. Wir waren so lange zu Hause in physical distancing. Wir lechzen nach sozialen Kontakten und nach Austausch.

Es sind außergewöhnliche Zeiten. Die ganze Welt ist bedroht von einer Pandemie. So gibt es viele Möglichkeiten, sich weltweit zu vernetzen und zu verbünden. Es gibt neue Wege, online zu kommunizieren, um sich in Distanz doch irgendwie nahe zu fühlen, sich zu sehen und zu hören, wenigstens auf dem Bildschirm.

Ich bin Angehörige eines MmB. Ich bin sozusagen in der Pflege tätig, aber ich koordiniere auch Termine, ich mobilisiere, ich fördere, ich spiele, kümmere mich und sorge für die Pflegeperson.

Ich bin Mutter. Ich liebe meine Tochter und ich begleite ihren Lebensweg. Ich unterstütze sie in allen Lebenslagen und bin gerne für sie da...

Jana hat (wie wohl irgendwie alle unsere Kinder mit geistigen Beeinträchtigungen) echt anstrengende autistische Züge. Sie ist manchmal so lustig, so geistreich, so verständig und manchmal leider auch so eingefahren, so besessen, so beschränkt. Ich kann diese Phasen mal besser, mal schlechter aushalten, reagiere mal mehr, mal weniger aggressiv oder verständnisvoll darauf.

Ich höre Nachrichten und ich verstehe sie auch. Corona ist im Land. Bei uns. Irgendwie gehen diese Sachen doch immer an uns vorbei. Wie Schweinegrippe oder anderes. Diesmal betrifft es uns wirklich.

Schon zum vierten Mal treffen WIR uns zum Jahresanfang und stoßen auf das kommende Jahr an. Doch es wird nicht nur geplauscht und begrüßt, es gibt auch ein reichhaltiges Buffet und Getränke. WIR freuen uns, dass WIR uns wiedersehen und starten gemeinsam ins neue Jahr.

Jede von uns hatte ihren individuellen Einstieg in die Lebenshilfe Frankfurt am Main und speziell in die Frühförderung. Als besonders hilfreich dabei haben wir immer die Gesprächstermine zuhause in unserer familiären Situation des Kindes erlebt.