Das Fest der Familien aus dem Projekt IBS

Der Duft von selbstgebackener türkischer Pizza durchzieht die Luft, Tee aus dem Samowar köchelt leise vor sich hin, original eritreischer Kaffee, heiß und stark vor den Augen der Kaffeelustigen geröstet, belebt die Sinne. Wer lieber etwas anderes mag, kann arabische Süßigkeiten zusammen mit marokkanischem Minztee genießen.
Seifenblasen schweben durch die Luft, Kinder spielen auf der Wiese oder basteln. Viele Sprachen werden gesprochen.
Selbsthilfe: Wie sieht sie aus für die Familien aus dem Projekt?
Alle beteiligen sich an der Vorbereitung der kulinarischen Genüsse. Die Eltern sind aktiv beim Backen. Die ganze Familie kommt zum Fest. Die Kinderbetreuung erlaubt, dass sich die Eltern begegnen und austauschen. Sie sitzen zusammen, essen, lachen oder entspannen und reden.
So muss die Atmosphäre sein, damit sich die Familien auch über andere, auch belastende Themen austauschen wollen. Es geht um Leichtigkeit, eine schöne Zeit gemeinsam mit der Familie, sich nicht um schräge Blicke von anderen kümmern zu müssen und darum, gemeinsam mit anderen Eltern über das Zusammenleben mit einem Menschen mit Behinderung sprechen zu können.
Viele Eltern haben nicht die Gelegenheit andere Kinder mit Behinderungen zu sehen. Ihre Kinder werden morgens vom Schulbus abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht. Die Treffen bieten den Eltern die Gelegenheit ihren Blick über die Bedarfe ihres eigenen Kindes hinaus zu schärfen. Eltern sehen, dass Kinder mit Behinderung so wie alle Kinder, sehr unterschiedlich sind., dieie wichtigen Themen jedoch auch in anderen Familien auftauchen.
Wie funktioniert das Zusammenleben?
Wie kann ich Unterstützung für mein Kind erhalten?
Welche Schule soll mein Kind besuchen?
Kann mein Kind einmal ohne uns Eltern leben und wenn ja, wie kann das aussehen?
Das sind wichtige Fragen für die Eltern, zu denen sie sich Austausch wünschen, ethnische Faktoren stehen nicht im Vordergrund.
Bei Verständigungsschwierigkeiten helfen die Sprachmittlerinnen und Sprachmittler: Das Projekt wird von vier Sprachmittler*innen begleitet, die neben der deutschen Sprache auch amharisch, tigrin, türkisch, kurdisch, berberisch und arabisch sprechen und so Sprach- und Kulturbrücken bauen können. Die Sprachmittler*innen sind eine Besonderheit dieses Projektes, sie verstehen sich als Brückenbauer*innen, die viel mehr vermitteln als eine 1:1 Übersetzung des Gesagten. Das Projekt befindet sich im dritten Jahr und auch die Sprachmittler*innen haben viel gelernt. Sie haben ihre eigene Haltung zu dem Thema Behinderung reflektiert, den Umgang ihres Herkunftslandes mit dem Thema und neue Perspektiven hinzugewonnen. Sie sind offener geworden und verstehen sich als wichtigen Teil des Teams, geleitet von Brunhilde Riemer und Sanae Fujita.
Diversität macht uns stark. Jeder kann mit seiner Stärke etwas beitragen. - Das ist der Spirit des Projektes, der auf dem Fest zum Tragen kommt, und der von den Familien so geschätzt wird.
Wir hoffen sehr, dass es eine Weiterführung des Projektes geben wird, denn durch Corona konnten sich viele Familien nicht so regelmäßig sehen wie das für alle gut gewesen wäre. Corona hat den Familien noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig der Austausch für sie ist.
Nun fragen die Eltern nach einem Austausch auch mit deutschen Familien. Wir werden diesen Wunsch aufgreifen und im nächsten Jahr ein noch bunteres Fest feiern. Wir werden dann nicht nur 60 Personen sein, sondern vielleicht 100, wenn Corona es zulässt.
Wir freuen uns sehr.