Digitale Broschüre

Unsere wirtschaftliche Situation

Bericht Wirtschaftliche Lage

Grundlagen

Der Verein Lebenshilfe Frankfurt am Main e. V. ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig und offen für die Zusammenarbeit mit allen öffentlichen und privaten, konfessionellen und wissenschaftlichen Organisationen ähnlicher Zielsetzung.

Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke gemäß § 52 AO und mildtätige Zwecke gemäß § 53 AO im Sinne des Abschnittes „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordung.

Internes und externes Kontrollsystem

Seit neun Jahren erfolgt die Prüfung des Jahresabschlusses durch eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Seit vier Jahren nunmehr durch HaackSchubert.

Darüber hinaus werden satzungsgemäß in der Mitgliederversammlung jedes Jahr zwei Rechnungsprüfer*innen aus der Mitgliedschaft gewählt, die die interne Prü­fung durchführen. Für das Wirtschaftsjahr 2023 haben Michael Blüchardt und Ottmar Schild diese Aufgabe übernommen.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Laut dem statistischen Bundesamt hat sich die Wirtschaftsleistung 2023 um -0,3 Prozent verringert (2022: +1,9 Prozent), während die Inflation durchschnittlich um 6 Prozent über dem Vorjahresniveau lag.

Zur Situation von Sozialen Dienstleistern

Ein Drittel der sozialen Einrichtungen in Deutschland musste wegen Geldmangels bereits Angebote und Leistungen für Klient*innen einschränken oder sogar ganz einstellen. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage von Arbeiterwohlfahrt (AWO), Paritätischem Wohlfahrtsverband und der Diakonie Deutschland, die am 17. Oktober 2023 veröffentlicht wurde.

Die gemeinnützigen Organisationen, die an der Umfrage teilgenommen haben, verzeichnen durchschnittlich eine Kostensteigerung um 16 Prozent seit Anfang 2022. Deshalb fordern die Interessenverbände sozialer Arbeit die Politiker*innen in den Kommunen und auf Bundesebene auf, von angekündigten Haushaltskürzungen Abstand zu nehmen. Die Kostensteigerungen sind in den Verhandlungen, die die Lebenshilfe Frankfurt mit der Stadt Frankfurt und dem LWV als Kostenträgern führt, ein zentrales Thema.

Die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen, die in Deutschland im Jahr 2009 in Kraft getreten ist, gibt dem Inklusionsprozess viele wichtige Impulse. Darüber freuen wir uns. Auf der anderen Seite werden von der öffentlichen Hand nicht die Gelder zur Verfügung gestellt, die für die Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft notwendig sind. „Kostenneutral“ soll der Umstellungsprozess sein. Aus­schließlich „notwendige“ Leistungen werden refinanziert.

Diese doppelte Stoßrichtung merken wir besonders bei der Umsetzung des Bundes-teilhabegesetzes: Es soll die Bedürfnisse und Wünsche von Menschen mit Behinde­rung in den Mittelpunkt stellen. Wenn man das im 9. Sozialgesetzbuch verankerte Wunsch- und Wahlrecht (Artikel 8) ernst nimmt, dann muss der Staat Geld in die Hand nehmen, soziale Arbeit gut ausstatten und passende Angebote schaffen.

Stattdessen müssen wir bei einigen unserer Angebote überlegen, wie und in welcher Form wir sie zukunftssicher weiterführen können. Dafür brauchen wir kreativen Schub, gleichzeitig eine stabile Basis und finanzielle Mittel.

Im Fokus: wirtschaftliche Stabilität sicherstellen

Die Lebenshilfe Frankfurt ist sozialer Dienstleister. Und gleichzeitig setzen wir uns für die Interessen von Menschen mit Behinderung ein. Beides kommt zusammen bei den Verhandlungen, die wir im Jahr 2023 mit der Stadt Frankfurt und dem Landeswohlfahrtsverband geführt haben und die nächsten Jahre führen werden. Wir sichern dadurch langfristig die Finanzierungsbasis, die wir benötigen, um Menschen mit Behinderung gut zu unterstützen.

Die finanzielle Situation der Lebenshilfe hat im Jahr 2023 viel Raum eingenommen. Sparmaßnahmen und das Zusammenrücken der Dienste und Leistungen standen im Vordergrund.

Vieles wurde in 2023 angeschoben, was im Jahr 2024 konkret Gestalt angenommen hat, wie beispielsweise der „Kostenstellen-Tag“ – ein monatlicher Controlling-Austausch gemeinsam mit Controlling-Experten und Leitungskräften, an dem gezielt an der Aufbereitung der Informationen pro Dienst und Angebot gearbeitet wird – siehe Planung und Ausblick.

Geschäftsverlauf

Für den Verein Lebenshilfe Frankfurt am Main e.V. war das Jahr 2023 wesentlich von den folgenden Faktoren geprägt: Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst und Inflation sowie die Umstellung der Leistungsträger LWV und Stadt Frankfurt auf die neue Abrechnungslogik im Rahmenvertrag. In Folge wurden auch die Bedarfe der Klient*innen neu erhoben und beschieden.

Die tariflichen Personalkostensteigerungen sind durch die pauschalen Entgelterhöhungen der Leistungsträger weder vollständig noch zum richtigen Zeitpunkt ausgeglichen worden. Die in der Regel rückwirkend geltenden Tarifabschlüsse können nicht durch in der Zukunft liegende Entgelterhöhungen aufgefangen werden.

Personal- und Fachkräftemangel

Um die nicht refinanzierten Lohn- und Materialkosten auffangen zu können, forderte die Lebenshilfe Frankfurt die Leistungsträger (Landeswohlfahrtsverband Hessen und Stadt Frankfurt am Main) bereits im September 2022 zu Kostensatzverhandlungen auf. Der Prozess ist weiterhin nicht vollständig abgeschlossen.

Passende Mitarbeiter*innen zu finden und zu gewinnen ist weiterhin schwierig. Um manche Dienste aufrecht erhalten zu können, mussten Dienste der Lebenshilfe Frankfurt teilweise auf Personal von Leiharbeitsfirmen zurückgreifen. Wie im Vorjahr. Das war sehr kostenintensiv. Ausblick: In 2024 zahlen wir im Schnitt 20.000 € monatlich und haben schon deutlich Fremdpersonal im Einsatz reduziert.

Finanzlage

Der Verein war jederzeit in der Lage, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Der Verein hat sich im Geschäftsjahr 2023 trotz vielfacher negativer Einflussfaktoren, wie Inflation und Fachkräftemangel, behaupten können.

Risiko-Management

Kompetentes Management von Risiken und Chancen ist von immer größerer Bedeutung. Auch am Beispiel anderer Lebenshilfe-Vereine ist ablesbar, dass nach den schwierigen Coronajahren und unter den weithin unklaren Folgebedingungen der 2023 in Kraft getretenen hessischen Rahmenverträge nach § 131 SGB X auch vormals wirtschaftlich gut aufgestellte Leistungsanbieter ins Straucheln kommen können. Das Risiko- und Chancenmanagement ist für uns eine notwendige tragende Säule unserer internen Geschäftsplanung und –prognose. Das Einführen klarer Prozesse, angemessener Instrumente und fester Verantwortlichkeiten soll helfen Risiken frühzeitig zu identifizieren, um ihnen mit effektiven Mitteln entgegenwirken zu können. Im Controlling-Prozess definieren und analysieren wir die Kennzahlen individuell für die verschiedenen Angebot der Bereiche.

Risiko Mitarbeitergewinnung: Die Fähigkeit eines Sozialunternehmens sich weiterzuentwickeln und den Bedarfen seiner Klient*innen zu entsprechen, hängt in erster Linie davon ab, ob es ihm gelingt, gut qualifizierte und motivierte Mitarbeiter*innen zu gewinnen und in der Organisation zu halten. Entscheidend für die Weiterentwicklung der Lebenshilfe Frankfurt sind die Kompetenz und das Engagement der Mitarbeiter*innen in allen Bereichen. Der Fachkräftemangel und der intensive Wettbewerb um Fachkräfte und Talente sind Herausforderungen. Es ist von großer Bedeutung ein attraktiver Arbeitgeber zu sein – und als solcher wahrgenommen zu werden. Tarifgerechte Bezahlung ist dabei nicht der einzige Faktor.

Chancen für die weitere Entwicklung

Die Unterstützungs- und Beratungsangebote der Lebenshilfe Frankfurt sind wie in den Vorjahren auch stark nachgefragt. In mehreren Bereichen sind die Wartelisten weiterhin sehr lang. Die Vielfalt der Angebote für Menschen mit unterschiedlichen Bedarfen und Altersgruppen ist eine gute Basis, um die Leistungen an zukünftige Bedarfe anzupassen.

Die Zukunft kleiner und mittelständischer Leistungsanbieter liegt im Verbund. Eine große Chance liegt in der Zusammenarbeit mit anderen Leistungsanbietern in der Region. Vorstellbar ist Arbeitsteilung zum Beispiel in der Verwaltung und in zentralen Diensten, aber auch inhaltliche Schwerpunkte können im Verbund leichter bearbeitet werden. Das kann bis zu einer gemeinsamen Trägerschaft von Angeboten führen.